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Zum Teufel mit veralteten Konventionen und Glaubenssätzen

  • Autorenbild: Anne Witt
    Anne Witt
  • 17. Dez. 2024
  • 4 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 11. März


Konvetionen und Glaubenssaetze zum Jahreswechsel

Das Jahresende ist perfekt dafür geeignet, alles einmal Revue passieren zu lassen und darüber nachzudenken, was einem Freude gemacht hat in den vergangenen Monaten und was aussortiert werden sollte. Tief in dem Glauben daran, dass nicht nur ich mit ein paar Themen zu kämpfen habe, möchte ich Einblicke in die Dinge geben, die ich versuchen möchte, hinter mir zu lassen.


Jemandem etwas schuldig sein


Ich persönlich bin ein sehr gewissenhafter Mensch. In meinem Leben habe ich das Glück, von vielen wunderbaren Menschen begleitet zu werden – oftmals schon ein Leben lang. Familie und Freunde haben mich emotional und natürlich manchmal auch finanziell unterstützt. Ich finde es unglaublich wichtig, dankbar zu sein für alles Gute, das einem entgegengebracht wurde. Extrem hinderlich finde ich jedoch den Gedanken, deswegen „etwas schuldig zu sein“.


Handeln möchte ich in dem Glauben und Wissen, dass Liebe und Hilfe bedingungslos sind und echte Bindung aus Gegenseitigkeit resultiert. Gutes tun bedeutet nicht, aufzuzählen, was man alles getan hat, um hinterher die Hand aufzuhalten, um „das Gleiche“ zurückzuerhalten. Für mich basiert es auf der Annahme, dass jeder gibt, was er mit den Ressourcen, die ihm zur Verfügung stehen, geben kann.


Abzuwägen, wer mehr getan hat, ist immer subjektiv und wird nur zu Frust führen, wenn die „Rückerwartungen“ nicht erfüllt werden. Es gibt sicherlich Beziehungen, in denen man ausgenutzt wird, und dann sollte man sich aus diesen Verbindungen befreien. Basiert eine Verbindung aber auf gegenseitiger Liebe und Respekt, sollte das Aufwiegen unterlassen werden. Wenn wir Gutes durch andere erfahren, bedeutet das nicht, dass wir deswegen gezwungen sind, von diesen Personen schlechtes Verhalten zu tolerieren. Niemand ist gezwungen, aus lauter Pflichtbewusstsein heraus zu leiden.


Das gehört sich nicht


Gerade als Kind habe ich diesen Satz sehr häufig gehört, und manchmal klingelt er immer noch in meinen Ohren. Ich bin mir ziemlich sicher, dass das auch unseren Eltern und Großeltern so ging. In jeder Generation gab es gesellschaftliche Konventionen, die als besonders wichtig erachtet wurden, und entsprechend wurden diese an die Kinder weitergegeben. Let’s face it – die Welt befindet sich in einem ständigen Wandel, und manche Konventionen passen nicht zu unserem Leben. Vom heutigen Standpunkt aus betrachtet, sind sie vielleicht auch einfach falsch.


Eltern, Großeltern, Verwandte, Bekannte, Lehrer und Freunde – all diese Menschen können Einfluss auf das nehmen, was sich in unserem Inneren an Konventionen einprägt. Es ist uns erlaubt, diese Konventionen zu hinterfragen und zu eliminieren, wenn sie nicht zur eigenen Einstellung passen. Versteht mich nicht falsch – ich rede nicht davon, sämtliche guten Manieren über Bord zu werfen und allen vorzuschreiben, was die neue Wahrheit ist. Diese ist – wie wir ja schon festgestellt haben – total subjektiv. Die Entscheidung zu treffen, das eigene Leben von einer für einen selbst unnötigen Konvention zu befreien, dürfen wir aber. Der Rest ist dann eine Frage der Toleranz gegenüber dem, was andere für richtig halten.


Sich für das Verhalten von anderen verantwortlich fühlen und rechtfertigen


Es ist schwer genug, Verantwortung für das eigene Handeln zu übernehmen. Sich dann auch noch den Schuh anzuziehen, für andere mitverantwortlich zu sein, geht mindestens zwei Schritte zu weit. Benimmt sich ein anderer in einer Art und Weise, die man selbst nicht gut findet, kann man sich von diesem Verhalten deutlich distanzieren und für sich selbst eine Konsequenz ziehen. Der Rest obliegt aber der Person, die sich in unseren Augen falsch verhalten hat. Sich von anderen instruieren zu lassen, das Problem für den jeweils anderen zu klären, gehört zu den Dingen, die ich loslassen möchte.


Schlechte Kommunikation, Intoleranz, Negativität


Gerade zum Ende des Jahres spitzen sich manche Dinge zu. Wir merken, welche Lasten wir teilweise auf den Schultern getragen haben, das ganze Jahr über. Und obwohl sich zu den Feiertagen alle Besinnlichkeit und Frieden wünschen, neigen Konflikte dazu, gerade dann zu eskalieren. Fast immer starten Konflikte mit schlechter (oder nicht vorhandener) Kommunikation, Intoleranz und Unterstellungen, die auf einer hohen generellen Negativität unserer Gesellschaft basieren:

  • Wir reden nicht, obwohl uns Dinge bedrücken, erwarten aber, dass der andere uns ohne Worte versteht und etwas mit subtilen Kommentaren oder Sticheleien anfangen kann.

  • Wir sind von einer Sache so sehr überzeugt, dass wir nicht offen für eine andere Sichtweise sind und uns massiv intolerant verhalten.

  • Wir unterstellen grundsätzlich eine schlechte Absicht, ohne die Hintergründe zu kennen.


Ich selbst nehme mir im neuen Jahr vor, die Dinge beim Namen zu nennen, mich immer wieder daran zu erinnern, dass meine Sicht auf die Dinge nicht das Nonplusultra sein muss, und möchte daran glauben, dass ich keine Menschen in meinem Umfeld habe, die grundsätzlich schlechte Absichten haben.


Ein Zitat für das neue Jahr


Zu Beginn des Jahres saß ich am Flughafen, um eine Freundin in Mallorca zu besuchen. Ich habe mir eine fancy Zeitschrift gekauft, in der es um reinigende Rituale und Neuanfang ging. Ich habe dort das wundervollste Zitat gelesen, das mich seither begleitet:

„Jenseits von richtig und falsch liegt ein Ort. Dort treffen wir uns.“


Lasst uns anfangen, nicht alles in Schwarz und Weiß zu teilen. Dazwischen liegen Welten, und im Wesentlichen deckt dieses Zitat all das ab, was ich mir im neuen Jahr vorgenommen habe. Vielleicht hilft es Euch ja weiter bei dem, was ihr euch für das neue Jahr vornehmt.

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